Der Mensch wird vernünftiger werden müssen, wenn er überleben will, es existiert also quasi ein Selektionsdruck hin zur Vernunft, so die mögliche Formel für diese List. "Wo Gefahr ist wächst das Rettende auch" macht der Dichter der Deutschen (so Heidegger über Hölderlin) uns Hoffnung. Die ist auch von Nöten, wo das Scheitern so allgegenwärtig ist, dieser Tage.

"Wisset ihr nicht, welches Geistes Kinder ihr seid?" korreliert aufs Engste mit Heideggers "der Mensch ist so das Meta-Physische selbst" oder Hegels "der Geist des Menschen, von Gott zu wissen, ist nur der Geist Gottes selbst"

Nach einer sehr eindrücklichen Schimpfkanonade auf die Deutschen dichtet Hölderlin:

"Ihr sorgt und sinnt, dem Schicksal zu entlaufen und begreift es nicht, wenn eure Kinderkunst nichts hilft; indessen wandelt harmlos droben das Gestirn."

Um gleich darauf den Geist zu beschwören der Abhilfe bietet:

"O Bellarmin! Wo ein Volk das Schöne liebt, wo es den Genius in seinen Künstlern ehrt, da weht, wie Lebensluft, ein allgemeiner Geist, da öffnet sich der scheue Sinn, der Eigendünkel schmilzt, und fromm und groß sind alle Herzen, und Helden gebiert die Begeisterung. Die Heimat aller Menschen ist bei solchem Volk und gerne mag der Fremde sich verweilen."

Möge in der Villa Haehnle ein solcher Geist auch in Zukunft seine Nische haben.

Ermunterung

Echo des Himmels ! heiliges Herz !
Warum warum verstummst Du unter den Lebenden
Schläfst freies von den Götterlosen
Ewig hinab in die Nacht verwiesen ?
Wacht denn wie vormals nimmer des Äthers Licht ?
Und blüht die alte Mutter die Erde nicht ?
Und übt der Geist  nicht da und dort nicht
Lächelnd die Liebe das Recht noch immer ?
Nur du nicht mehr ! doch mahnen die Himmlischen
Und stillebildend weht wie ein kahl Gefild
der Othem der Natur dich an, der
Alleserheiternde seelenvolle
O Hoffnung ! bald singen die Haine nicht
Des Lebens Lob allein denn es ist die Zeit
Daß aus der Menschen Munde sie
die schönere Seele sich neuverkündet.
Dann liebender  im Bunde mit Sterblichen
Das Element sich bildet und dann erst reich
bei frommer Kinder Dank der Erde
Brust die unendliche sich entfaltet
Und unsere Tage wieder wie Blumen sind
Wo sie des Himmels Sonne sich ausgeteilt
Vom stillen Wechsel sieht und wieder
Froh in den Frohen das Licht sich findet
Und er der sprachlos waltet und unbekannt
Zukünftiges bereitet der Gott der Geist
Im Menschenwort am schönen Tage
kommenden Jahren wie einst sich ausspricht.

Kontakt: info@villa-haehnle.de

Friedrich Hölderlin (1770-1843), zitiert aus Hyperion, oder der Eremit in Griechenland


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